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FAQ - Oft gestellte Fragen |
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1. Was bedeutet Re-enactment ? |
Hinter dem aufwendigen Hobby Re-enactment (wörtlich übersetzt etwa: Wiederbelebung,
Wiederdurchführung) verbirgt sich der Versuch, durch hautnahe Rekonstruktion einen möglichst realistischen Einblick
in das Leben unserer Vorfahren zu nehmen. Auf deutsch spricht man daher gern von „Lebendiger Geschichte“.
Nennenswertes Re-enactment in Europa gibt es heutzutage im Prinzip zu allen historischen Epochen, von der sehr
populären Römerzeit, über die mitunter extrem kommerzielle Mittelalterwelt bis zu nicht jedem verständlichen
Darstellungen des II. Weltkrieges. Einige Re-enactor sind periodenübergreifend aktiv.
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2. Sind Re-enactor auch Rollenspieler? |
Ja und nein. Jeder Re-enactor sucht sich ein historisches Vorbild, das er / sie in seiner
/ ihrer Darstellung zu neuem Leben erweckt. Natürlich ist das eine gespielte Rolle. Unter Rollenspiel versteht man
aber gemeinhin etwas anderes.
Sogenannte Live-Rollenspiele (englisch: L.A.R.P.) basieren auf Phantasiewelten, in denen Trolle, Orgs, Elfen und
andere phantastische Wesen existieren. L.A.R.P. ist im Normalfall ein Spiel, bei dem es darum geht, Aufgaben zu
lösen, Punkte zu sammeln oder ähnliches. Einen realen historischen Bezug gibt es dabei nicht.
Spielszenarien, Kleidung und Ausrüstung beruhen auf individuell festgelegten und im Rollenspiel ausgelebten
Phantasiewelten.
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3. Wo sind die Grenzen lebendiger Geschichtsdarstellung ? |
Stellen Sie sich vor, eine Armee von 50.000 napoleonischen Soldaten verschiedener Nationen zieht an Ihnen
vorbei.... mit Durchfall ! Stellen Sie sich weiterhin einige tausend halbnackte Leichen vor, dazwischen hunderte
jammernde, medizinisch tagelang unversorgte Sterbende auf einem nur wenige Quadratkilometer umfassendem
Wiesengelände. Zu den Schlachttoten gesellten sich Hunger, Armut, Krankheit und Siechtum als ganz alltägliche
Lebensrealität im Europa vor 200 Jahren.
Wir können uns solche Dinge im heutigen Europa kaum vorstellen. Und wir können diese selbstverständlich nur andeuten.
Re-enactment bleibt darum immer auch eine Idealisierung, Beschönigung und Verklärung der Vergangenheit.
Trotzdem bemühen sich gute Re-enactor, interessierten Zuschauern auch die Schattenseiten der Vergangenheit nahezubringen.
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4. Woher stammen die vielen originalen Kleidungsstücke und Ausrüstungsgegenstände ? |
Re-enactor sind keine gesetzlose Typen, die Museen ausrauben und unersetzbare Originalstücke auf
irgendwelchen schlammigen Wiesen ruinieren. Bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen werden Kleidung und
Ausrüstung als individuelle Nachbauten angefertigt. Es gibt eine Anzahl von Dienstleistern, die sich auf diesen Markt spezialisiert haben.
Aus Originalstücken gewonnene Erkenntnisse werden weitestgehend berücksichtigt. Doch nicht immer sind solche Vorbilder vorhanden. Wo Sie vorhanden sind,
widersprechen Sie gern den Schriftdokumenten. Auch sind Museen gelegentlich wenig auskunftsfreudig. Für viele
Re-enactor ist aber gerade die Suche nach historischen Detailinformationen das Salz in der Suppe dieses Hobbys.
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5. Wie kann ich mitmachen? |
Anfangs reicht die Begeisterung, um hineinzuschnuppern in unser Hobby. Danach dann gilt die
Formel eines jeden Hobbies: Zeit, Geld und Interesse an der Materie. Wie für jedes andere Hobby auch, sollte man sich die Zeit
nehmen, im Jahr einige Wochenendveranstaltungen als aktiver Teilnehmer zu besuchen.
Die Ausrüstung muss individuell beschafft oder angefertigt werden. Die Erfahrung lehrt, dass es einige Jahre
dauert, bis alles komplett ist. Kostenintensiv sind vor allem die Uniform, das Lederzeug und die Bewaffnung. Aber immer
daran denken: Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut !
Last but not least sollte Interesse bestehen für die Napoleonische Zeit und das Leben jener Tage. Fast jeder Re-enactor
entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einem Hobby-Historiker mit dem historischen Hintergrund und Umfeld seiner
Darstellung als Spezialgebiet.
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6. Sind Re-enactor Militaristen ? |
Antwort von Radio Eriwan: "Im Prinzip `Ja´.
Die überwiegende Zahl der Reenactor stellen Militär in irgendeiner Form da. Sei es keltischer Krieger, römischer
Legionär, Normannenkrieger, Ritter, Landsknecht, friderizianischer oder napoleonischer
Soldat, usw. Die Darsteller sind jedoch zumeist militärhistorisch begeisterte Normalmenschen, Männer und Frauen, die gern im Zelt nächtigen, am Lagerfeuer
sitzen und sich in internationaler Gesellschaft so richtig wohlfühlen. Trotz massiven Einsatzes von Schwertern, Keulen, Lanzen, Bajonetten
und Schusswaffen geht es im Re-enactment generell gesittet und friedlich zu. Re-enactor sind quasi pazifistische, völkerverbindende Militaristen.
Der Vorwurf des Militarismus kommt in der Regel von Leuten, die sich selbst als Pazifist/in verstehen. Dabei werden insbesondere Schußwaffenträger
mit dem Stempel [Militarist] versehen. Schwerbewaffnete Panzerreiter des Mittelalters, bekannt als Ritter, und selbst römische Legionäre
müssen sich solche Vorwürfe nur selten anhören. Auffällig ist auch, dass Pazifisten die von Ihnen erkannten Militaristen gern mal aggressivst beschimpfen.
Aus Erfahrung ist ein nicht unerheblicher Teil der selbsterklärten Pazifisten deutlich militanter als die von ihnen geouteten Militaristen."
Radio Eriwan, Zitat Ende.
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